Die Inspirationsquelle in den Ferien das „Holzlöffel schnitzen“ auszuprobieren war Martina Merz von der Agentur mërz punkt. Auf ihrem Instagram Account @martina.merz zeigt sie immer wieder Bilder ihrer stattlichen Holzlöffelsammlung und wir waren angefixt. Dank Internet haben wir schnell einen passenden Anbieter gefunden. Das jedoch unser Taschenmesser-Schnitzkurs mit Tomm Baumann von manatu Wildnisseminare auch zu einer Naturerfahrung werden wird, war nicht vorhersehbar.
Auf die Frage von Tomm: „Was verbindet ihr mit dem Schnitzen?“ sind uns nur Kindheitserinnerungen von dem Aufwachsen auf dem Lande eingefallen. Damals haben wir aus den Ästen, vom jährlichen Baumschnitt der Obstbäume aus unserem Garten, Pfeile geschnitzt, Bögen gebastelt und mit Freunden Schießübungen auf Strohballen veranstaltet. Heutzutage, als „Münchner Großstädter“, wüssten wir gar nicht woher wir uns das passende Holz zum Schnitzen beschaffen könnten.
Der Wald ruft.
Und bei dieser Frage hilft Tomm uns auf die Sprünge. Wir haben uns in Gilching am Parkplatz der Mittelschule getroffen und sind von dort aus ein kurzes Stück in den Wald gegangen. Als Equipment hatten wir unsere Schweizer Taschenmesser, Brotzeit und Sitzunterlagen dabei. Das war alles, mehr braucht es nicht. An einem schönen Platz mit ein paar umgefallenen Bäumen als Sitzmöglichkeit, hat Tomm sicherheitshalber seine Regenplane gespannt (ist ja klar, dass es in Bayern im August regnet) und los ging es.
Theorie und Praxis
Wir haben die 9 Sicherheitsregeln beim Schnitzen, die passende Schnitzhaltung, die 3 wichtigsten Werkzeuge des Schweizer Taschenmessers und die richtige Auswahl des Schnitzholzes gelernt. Beim Themenpunkt geeignetes Schnitzholz für einen Holzlöffel war ich gerade beim Regenjacken holen und kam mit einem riesigen Ast einer alten Eiche im Schlepptau zurück. Tomm nahm dies kommentarlos zur Kenntnis, obwohl er vorher die geeigneten Holzarten erklärt hatte. Ahorn, Linde, Haselnuss, Kiefer, Pappel und Obstbaumhölzer eignen sich gut zum Holzlöffel schnitzen, da sie leicht zu bearbeiten und nicht zu grobfaserig sind. Wichtig bei der Auswahl der Holz-Fundstücke im Wald ist, dass das Holz trocken ist. Daher keine Hölzer verwenden, die direkt auf dem Waldboden liegen, sondern am besten Holzstücke suchen, die erhöht liegen und gut abtrocknen konnten. Außerdem nur Bruchholz verwenden und keine Äste von gesunden Bäumen absägen. Laut dem Waldknigge der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald https://www.sdw.de/waldwissen/verhalten-im-wald/waldknigge/waldknigge.html dürfen am Boden liegende Äste, Rinde und Holz in geringen Mengen zum Eigengebrauch gesammelt werden. Das Fällen von Bäumen, das Abschneiden oder Abreißen von Ästen ist hingegen verboten.
Zurück zu meiner Eiche:
Meine Eiche zählt eher zu den harten Hölzern und das Schnitzen dauert daher bis zu zehnmal länger. Ich bin natürlich mit meinem Holzlöffel als Letzte fertig geworden und das Zusägen der Form war ziemlich mühsam, doch das Ergebnis kann sich dank der geduldigen Anleitung von Tomm sehen lassen.
Wer Tomm bei seinen Kursen erlebt hat, weiß, dass er seine Schüler gerne erst einmal ausprobieren lässt. Auch seine besondere Ausbildung zum Wildnislehrer bei Matthias Blaß folgt diesem Prinzip. Coyote Teaching: der Wildnislehrer gibt nicht Antworten vor, sondern bringt den Schüler durch trickreiche Fragestellungen und Übungen dazu, selbständig Antworten zu erarbeiten und hautnah zu erleben (Mein hautnahes Erlebnis an diesem Tag waren die Schwielen an den Händen).
Unser Holzlöffel-Schnitzkurs war jetzt kein Wildnisseminar. Aber die Erfahrung im Wald für ein paar Stunden an einem Ort zu verweilen und sich einzurichten, hat gutgetan. Die Stille des Waldes, das Umherstreifen auf der Suche nach dem richtigen Holz, der Blick fürs Detail, wo finde ich den passenden Untergrund, um mein Holz zu bearbeiten, das langsame Entstehen des Löffels, dies alles lässt einen zur Ruhe kommen, erdet und man kommt der Natur wieder ein Stück weit näher.